Projekt MANGAN: intuitive Suche nach Audioinhalten

Drei Leipziger Unternehmen und Einrichtungen forschen gemeinsam an einem neuen Empfehlungssystem für audiovisuelle Medien. An dem Projekt MANGAN sind neben dem Leipziger Hörbuchverlag und Audiodienstleister BUCHFUNK das Rechenzentrum der Uni Leipzig sowie die Digitalagentur ifabrik beteiligt. Gefördert wird das Projekt, das vor einigen Tagen offiziell gestartet wurde, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Programms KMU-innovativ. 

 
 

Hörbuch, Podcasts, Filme: Konkurrenz um Aufmerksamkeit

Immer mehr Hörbücher, Hörspiele aber auch Podcasts, Radioreportagen und nicht zuletzt filmische Inhalte  ̶  von der Talkshow bis hin zu Spielfilmen  ̶  konkurrieren um die Aufmerksamkeit der Menschen. “In dieser Masse an Angeboten wollen die Menschen nicht ewig nach etwas Passendem suchen”, sagt BUCHFUNK-Geschäftsführer Johannes Ackner. Und: “Um Inhalt und Nutzer:innen effizienter zusammenzubringen, wollen wir ein Verfahren entwickeln und anwenden, mit dem Metadaten automatisch aus Audioinhalten extrahiert werden.” Das neue System will BUCHFUNK zunächst bei seinem seit 2003 betriebenen Hörbuchportal vorleser.net einsetzen und erproben – später aber auch für andere Anwender öffnen. Für die Implementierung des Systems ist die Digitalagentur ifabrik an Bord.

Ann-Kristin Meyer ist bei BUCHFUNK für die wissenschaftliche Arbeit verantwortlich. “Neben bekannten Informationen, wie Inhaltsangabe oder Genres, sollen zusätzliche Metadaten extrahiert werden”, so die Neurowissenschaftlerin. “Audioinhalte liefern uns weit mehr Informationen als reiner Text. Die menschliche Stimme ist ein wichtiger Indikator für die Gefühlslage und kann uns womöglich dabei helfen, herauszufinden, wie der Inhalt einzuordnen ist, ob er zum Beispiel lustig oder traurig, spannend oder beruhigend ist”, so Meyer weiter. 

Suchverfahren basiert auf Stimmungen, Absichten und Zusammenhängen

Auf Basis dieser neuen Metadaten würde dann eine intuitive Suche entwickelt und erprobt, die einen zielgerichteten, individuellen Zugang zu gesprochenen Inhalten ermöglicht. Dr. Stephan Klingner vom Rechenzentrum der Uni Leipzig (URZ) ergänzt: “Wir nennen es ‘MIC-Profil’, wobei die Buchstaben MIC für Mood, Intent und Context stehen – also ein Suchverfahren bezeichnen, das auf Stimmungen, Absichten und Zusammenhängen basiert.”

Künstliche Intelligenz

Auf der technischen Seite gehe es gleichzeitig darum herauszufinden, welche Informationen sich mit Hilfe welcher Methode aus den Audioinhalten herauslesen lassen, so Klingner. Denn Audioinhalte böten die einmalige Chance, Informationen sowohl auf Basis der Stimme als auch auf Grundlage des Inhaltes abzuleiten. Hier sollen neben klassischen Extraktionsverfahren auch KI-basierte Ansätze genutzt werden. 

Derzeit versuchen Meyer, Klingner und Co., besser zu verstehen, wie Gefühlslage und Situation die Auswahl der Hörer:innen beeinflussen. In welcher Stimmung ziehen sie zum Beispiel das Sachbuch einem Roman vor? Und weil Audioinhalte oft “nebenbei” konsumiert werden, stellt sich die Frage, in welchen Situationen bestimmte Audioinhalte gehört werden: Für die Zeit des Einschlafens fällt die Wahl womöglich anders aus als beim Sport. Welche dieser Faktoren tatsächlich einen Einfluss auf die Auswahl haben, wird derzeit erforscht  ̶  mit Hilfe von Interviews, Nutzungsdaten und Umfragen. 

Assoziierte Partner: Schwergewichte aus Deutschland und Europa

Die drei Unternehmen des MANGAN-Konsortiums werden von sechs assoziierten Partnern unterstützt. “Wir konnten namhafte deutsche und europäische Unternehmen gewinnen, wie Europas größten Buchhändler Thalia, das Hörbuch-Streamingportal BookBeat aus Schweden oder den Hörbuchverlag Argon”, so Johannes Ackner. Mit dem Deutschen Zentrum für barrierefreies Lesen (dzb) sei eine weitere Leipziger Institution an Bord, von der man sich auch wertvolle Impulse zum Thema Barrierefreiheit erhoffe. “Aus unserer Sicht hat das Vorhaben das Potential, den Zugang der Menschen zu gesprochenen Audioinhalten wesentlich zu erleichtern. Es könnte damit perspektivisch sogar geeignet sein, bestehende Standards der gesamten Branche zu ergänzen”, sagt dzb-Direktor Prof. Dr. Thomas Kahlisch.

Das Forschungsprojekt ist zunächst auf drei Jahre ausgelegt. “Bis dahin sollen die Metadatenextraktion aus Audiodaten und die intuitive MIC-Suche marktreif sein”, hofft Ackner.

 

 

Die neue hr2-Hörbuchbestenliste

Die neue hr2-Hörbuchbestenliste ist veröffentlicht. Der BUCHFUNK-Verlag, Betreiber von vorleser.net, ist im Juni gleich zweimal mit einer Platzierung vertreten:

Angela Krauß‘ Autorinnenlesung „Pythagoräischer Zauber“ ist von der Jury auf Platz 4 der hr2-Hörbuchbestenliste gewählt worden.

Die Jury schreibt: „Im Mai ist Angela Krauß, die ‚Dichterin des Enthusiasmus‘, 70 Jahre alt geworden. Der Verlag hat der heimlichen Leitfigur der Literatur der 1990er Jahre und uns dieses Hörbuch als Geschenk bereitet: Die Autorin liest nicht weniger als sieben ihrer schmalen Bände hochkonzentrierter poetischer Prosa und ihre Frankfurter Poetik-Vorlesung aus dem Jahr 2004 über ‚Die Gesamtliebe und die Einzelliebe ‚. So können wir uns alle an ihren Texten und ihrer behutsam tastenden Stimme erfreuen.“ 

 
 
 

Angela Gerrits „Eineinhalb Wunder und ein Spatz“

Auf Platz 1 der hr2-Hörbuchbestenliste bei den Kinder- und Jugendhörbüchern des Monats hat es Angela Gerrits Hörspiel „Eineinhalb Wunder und ein Spatz“ geschafft!

Die Jury schreibt: „Daniel ist elf und ein bisschen verliebt in Karlotta aus seiner Klasse. Er hält ihr immer im Bus den Platz neben sich frei, doch sie setzt sich nie zu ihm. Dafür aber eines Tages der gleichaltrige Hayat, der mit seinen Eltern nach Deutschland geflüchtet ist. Die beiden freunden sich schnell an. Doch dann wird Hayat mit seiner Familie abgeschoben. Wie ein kleiner Spatz dabei hilft, dass doch noch alles gut ausgeht, das wird in diesem lebendig und glaubwürdig inszenierten Hörspiel spannend erzählt.“

Lesen ist die Kulturtechnik der Krise – MENTOR – Die Leselernhelfer e.V. empfiehlt: Mit Lesen die Familienzeit jetzt positiv gestalten

Köln, 21.04.2020 Lesen regt die Fantasie an, es schärft den Verstand und wer sich mit Romanfiguren umgibt, ist nie einsam. Das macht das Lesen zu einem optimalen Begleiter für alle, die mit wenigen Kontakten zur Außenwelt in der Corona-Krise zuhause sind.

Besonders für Familien kann das Lesen jetzt eine bedeutende Rolle einnehmen. Der MENTOR – Die Leselernhelfer Bundesverband e.V. rät allen Eltern, in dieser Situation gemeinsame Leserituale zu schaffen, um die Familienzeit positiv zu gestalten.

Das Vorlesen vor dem Schlafen ist ein beliebtes Leseritual, bei dem Eltern und Kinder die gemeinsame Lesezeit genießen. Wer solche Rituale in den Tagesablauf einplant, schafft wertvolle Momente. Familien können zuhause eine Lese-Mittagspause etablieren oder die Phasen des Lernens für die Schule mit entspannten Lesezeiten unterbrechen.

Wer bei seinen Kindern die Lesefreude wecken möchte, sollte eine entspannte Atmosphäre schaffen. Weitere Tipps kennt Margret Schaaf, 1. Vorsitzende des MENTOR – Die Leselernhelfer Bundesverbandes e.V. Denn unter dem Dach ihres Verbands unterstützen 12.500 ehrenamtliche Lesementoren 16.500 Schüler beim Lesen lernen: „Unsere Lesementoren wählen die Texte aus, die die einzelnen Kinder und Jugendlichen wirklich interessieren. Das können auch Comics oder Sachtexte sein, Emails, WhatsApp-Nachrichten oder Briefe. Hauptsache die Kinder finden die Inhalte spannend. Wenn Kinder keine gedruckten Texte mögen, gibt es gute, digitale Lese-Apps mit sinnvollen Sprachspielen als Alternative. Darauf können auch die Eltern zurückgreifen, die selbst nicht in Deutsch lesen können.“

Um das Lesen attraktiv zu gestalten können Eltern und Kinder sich auch beim Lesen abwechseln, über das Gelesene sprechen und Erzählungen fantasievoll weiterdenken. So entstehen schöne, gemeinsame Momente. Die Zeit zuhause wird für alle angenehmer und die Kinder werden dieses positive Gefühl mit dem Lesen verbinden. Ein weiterer, lohnender Effekt ist, dass das Lesen auch Wissen vermittelt. Nicht nur deshalb bringe es den Schülern, die jetzt zuhause bleiben müssen, viel, weiß Margret Schaaf: „Das Lesen ist die Schlüsselkompetenz in unserer Gesellschaft und die Grundvoraussetzung für das Lernen in allen Fächern. Nur wer es richtig kann, d.h. den Sinn der Texte versteht, kann in allen Fächern den Inhalten folgen. Daher legen Kinder eine gute Basis, wenn sie begeisterte Leser werden. Eltern sollten aber auf keinen Fall Druck aufbauen. Für die Kinder und Jugendlichen soll das Lesen eine positive Erfahrung ein.“

Auch für Erwachsene bietet das Lesen in der aktuellen Situation vieles, von Unterhaltung, über Stabilität bis zu Abstand. Und jedes Buch ist auch eine Tür, durch die man eine Reise in eine andere Welt antreten kann.

Über MENTOR – Die Leselernhelfer Bundesverband e.V.

Oberstes Prinzip ist die 1:1-Betreuung: Ein Mentor fördert ein Kind, einmal in der Woche, mindestens ein Jahr lang. Die Förderung erfolgt ausschließlich in Kooperation mit den Schulen. Unter dem Dach des Bundesverbandes engagieren sich 12.500 ehrenamtliche Lesementoren für 16.500 Kinder und Jugendliche.

Der erste MENTOR-Verein wurde 2003 in Hannover gegründet. Der Bundesverband mit Sitz in Köln sorgt vor allem für die Qualifizierung der Lesementoren, damit sie gut vorbereitet ihr Ehrenamt aufnehmen und bei ihrer verantwortungsvollen Aufgabe begleitet werden. Schirmherren sind Richard David Precht, Sandra Maischberger, Armin Maiwald, Simone Standl und Markus Wasmeier.

Kontakt

MENTOR –Die Leselernhelfer Bundesverband e.V.

Agnes Gorny
m. 0177 7934779
E-Mail: gorny@mentor-bundesverband.de Grafenwerthstr. 92, 50937 Köln

Acht Hörbuch-Apps für Android, iOS und Windows 10 im Test

Die c’t bewertet in ihrer Ausgabe c’t 20/2019 acht Hörbuch-Apps. Neben den kostenpflichtigen Anbietern Audible, Spotify, Audioteka, BookBeat und Storytel wurden LibriVox und vorleser.net als kostenlose Anbieter getestet.

Besonders hervorgehoben wird im Test, dass bei der vorleser.net-App Profi-Sprecher die Hörbücher in hoher Qualität einsprechen und dass die Hörbücher kostenlos angehört werden können. Der Test zeigt, dass vorleser.net im Vergleich zu anderen Portalen vor allem mit einem kleinen, aber dafür besonders feinem Angebot glänzen kann.

Wer sich für die c’t-Ausgabe oder den gesamten Artikel interessiert, findet alle Infos dazu bei heise.de .